Großer Zuspruch beim Abend der Landschaften im niedersächsischen Landtag

Der Saal des Restaurants Leineschloss war bis auf den letzten Platz gefüllt – ein gutes Signal für eine festliche Staffelübergabe: Alle zwei Jahre wechselt turnusgemäß der Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft der Landschaften und Landschaftsverbände in Niedersachsen, kurz: ALLviN. Zu diesem Amt gehört abschließend der Abend der Landschaften, der sich an alle Mitglieder der Landesregierung, die Abgeordneten des Niedersächsischen Landtags, die ALLviN-Mitglieder sowie die landesweit tätigen Kulturverbände richtet. Die Veranstaltung hat sich im Laufe der Jahre zu einem beliebten Forum des informellen Austauschs zwischen politischen Mandatsträgern und regionalen Kulturakteuren entwickelt. Am 8. Februar war es wieder soweit: Anlässlich des ersten parlamentarischen Abends der Saison wurde in festlichem Rahmen der Staffelstab vom Landschaftsverband Osnabrücker Land (Vorsitz 2022/2023) an den Landschaftsverband Südniedersachsen (2024/2025) weitergereicht. Auf der Rednerliste standen – neben der scheidenden ALLviN-Präsidentin Katharina Pötter – die Landtagspräsidentin Hanna Naber, der niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur Falko Mohrs sowie der VGH-Vorstandsvorsitzende Dr. Ulrich Knemeyer. Das letzte Wort hatte der neue ALLviN-Vorsitzende Dr. Peter Götz von Olenhusen. Musikalisch wurde die Veranstaltung vom Sheen Trio begleitet.

Kultur – Offenheit und Planbarkeit

Im gut gefüllten Restaurant im Leineschloss mit einer beachtlichen Präsenz von Landtagsabgeordneten begrüßte die scheidende ALLviN-Vorsitzende Katharina Pötter, Osnabrücks Oberbürgermeisterin und Präsidentin des Landschaftsverbands Osnabrücker Land, die rund zweihundert Gäste. Gleich zu Beginn ihrer Rede stellte sie klar, welche Bedeutung kulturelle Neugier, Offenheit und Experimentierfreude haben. Sie bezog damit Position gegen definitorische Einengungen von Menschen auf eine einzige Identität oder nur „‚eine gültige‘ Kultur“. Was uns alle verbinde, sei kulturelle Lebendigkeit, „für die auch wir in ALLviN stehen – als Vernetzer, Impulsgeber, Akteure und Förderer“, so Pötter. Sie betonte die Leistungsfähigkeit der Landschaften und Landschaftsverbände und bezeichnete die regionalisierte Kulturförderung als Erfolgsmodell. Doch sie goss auch Wasser in den Wein: Bezogen u. a. auf die etablierten Investitions- und Niederdeutsch-Programme erinnerte sie daran, dass dafür eine verlässliche Basis noch fehle. Zwar sei es gelungen, über die Politische Liste beide Programme sowie den Aufwuchs der institutionellen Förderung für 2024 zu sichern, und sie dankte der Politik wie auch dem Ministerium für Wissenschaft und Kultur herzlich für ihr offenes Ohr und das Erkennen „der Relevanz unserer Arbeit“. Doch dies gelte nur für 2024. Daher plädierte sie „eindringlich dafür, ab 2025 endlich eine Mittelverstetigung in allen drei genannten Bereichen zu gewährleisten. Wir fördern im Auftrag des Landes Kultur in der Fläche und setzen damit Landeskulturpolitik um.“ Die Verbände sowie insbesondere die Kulturakteure in der Fläche benötigten endlich Planungssicherheit und Verlässlichkeit in den Förderprozessen.

Essenz der Demokratie

Gerne griff Landtagspräsidentin Hanna Naber die Stichworte ihrer Vorrednerin auf. Auch sie betonte, dass alles, was eine Gesellschaft ausmache und von ihr bleibe, Kultur sei. Sie fördere den gesellschaftlichen Zusammenhalt, suche den Dialog, baue Brücken. Austausch, Zuhören, Miteinander seien, so Naber, die Essenz der Demokratie. Und dies sei derzeit notwendiger denn je. Anlässlich des 2025 anstehenden Jubiläums zu 75 Jahren Grundgesetz wirke es wir ein vorgezogenes Geburtstagsgeschenk, wenn sich Menschen jetzt vor ihre Verfassung stellen. Denn man dürfe die Grenzen des Sagbaren nicht immer weiter verschieben. Kultur sei nicht unerschütterlich, sondern stehe stets vor neuen Herausforderungen. Und öffentliche Haushalte seien darüber hinaus immer wieder von „Unterspülungen“ bedroht. ALLviN bezeichnete sie zugleich als kulturellen Anker in Niedersachsen. Hier komme Kultur in all ihrer Vielfalt direkt bei den Menschen an. Daran gemeinsam weiterzuarbeiten, sei ihr ein großes Anliegen, so Naber. ALLviN habe in den vergangenen zwei Jahren an Profil hinzugewonnen, sagte sie abschließend, und wünschte dem nachfolgenden Verband ebenso viel Erfolg.

Gemeinsam für Stabilität sorgen

Mit Spannung erwartet wurde das Grußwort von Minister Falko Mohrs. Er rückte insbesondere das Modell der regionalisierten Kulturförderung in den Blick: Die Landschaften und Landschaftsverbände böten ein hervorragendes Beispiel dafür, wie im Flächenland Niedersachsen Kulturförderung betrieben wird: direkt und nah an den Partnern. Dies sei geleitet von unbürokratischem Vorgehen und unkomplizierter Unterstützung. Und ausdrücklich lobte er die Rolle von ALLviN in Corona-Zeiten: Das Land habe die Hilfsprogramme nicht alleine schultern können; verbunden mit großem Dank betonte er, dass es nur gemeinsam möglich gewesen sei, eine Brücke zu bauen. ALLviN sei „ein Partner für uns“. Und ganz im Sinne des von Pötter formulierten Anliegens betonte er, das aktuell wichtigste Ziel laute, endlich von kurzschrittigen Finanzplanungen über die Politische Liste wegzukommen. Denn: „wir brauchen Planungssicherheit“ und müssen „für Stabilität sorgen“. Den Weg dorthin skizzierte er über ein flexibles Zusammenlegen von Fördertöpfen und eine Weiterentwicklung all dessen zusammen mit ALLviN: „Ich freue mich auf das, was wir gemeinsam bewegen werden.“

"Schöne Nebenrolle" der VGH

Mit der entspannten Feststellung, welch „sehr schöne Nebenrolle“ der VGH in der niedersächsischen Förderlandschaft zukomme, begann der Vorstandsvorsitzende der VGH, Dr. Ulrich Knemeyer – auch im Namen des Aufsichtsratsvorsitzenden Friedrich von Lenthe – sein Grußwort. Die VGH könne sich glücklich schätzen, so Knemeyer, in Niedersachsen Kultur begleiten zu dürfen. Und er erinnerte an die lange gemeinsame Gründungshistorie von VGH und Landschaftsverbänden. Daher unterstütze die VGH durch jährliche Spenden die Kultur: „Wir tun gern Gutes für die Regionen im schönen Niedersachsen“, denn auf diese Weise werde Kultur in die Fläche gebracht. Er dankte ALLviN für das große und vielfältige Engagement im Lande.

Langfristig Teilhabe fördern

Die Schlussworte fielen dem Vorsitzenden des Landschaftsverbandes Südniedersachsen Dr. Peter Götz von Olenhusen zu, dessen Verband für 2024/2025 den ALLviN-Vorsitz übernimmt. Angesichts der gut besuchten Veranstaltung freute er sich über den „wunderbaren Start für diese Aufgabe“. Er dankte Landtagspräsidentin Naber für den von ihr verwendeten Begriff der „Leidenschaft für die Kultur“; die vielfältigen lobenden Worte für ALLviN an diesem Abend böten eine hervorragende Motivation für die kommenden zwei Jahre. Und angesichts der Rede des Ministers zeigte sich Götz von Olenhusen überzeugt, dass sich alles konstruktiv weiterentwickeln werde, denn jeder Antrag, den man wegen fehlender Mittel nicht fördern könne, schmerze. Die Landschaften und Landschaftsverbände wollen Teilhabe fördern und setzen damit auf eine langfristige Wirkung für den gesellschaftlichen Diskurs, so der neue ALLviN-Chef. Abschließend dankte Götz von Olenhusen für das große in ALLviN gesetzte Vertrauen, dankte ferner den ALLviN-Geschäftsführerinnen und -Geschäftsführern für ihren Hauptpart der Arbeit und nicht zuletzt dem Sheen Trio für die anregende Musik.

Musik und Ausklang

Das Sheen Trio begleitete den Abend musikalisch mit atmosphärisch dichten Stücken für Bassklarinette (Shabnam Parvaresh), E-Gitarre (Ula Martyn-Ellis) und Percussion (Philipp Buck). Ein experimenteller, an Free Jazz erinnernder – und durchaus lebendig polarisierender – Zugewinn für den ansonsten wortgewichtigen Abend, der schließlich am Buffet mit entspannten Gesprächen zwischen Kulturpolitik, -förderern und Kulturträgern aus dem ganzen Land ausklang.