Den Faden des Erinnerns nicht abreißen lassen
250 Menschen füllten die Räume des Augustaschachts in Hasbergen am Nachmittag des 27. Januar 2025, dem offiziellen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Hier hatte der Landschaftsverband Osnabrücker Land gemeinsam mit der Gedenkstätte Augustaschacht sowie vier Schulen aus dem Landkreis Osnabrück eine Feier vorbereitet.
"Wir sollten noch viel lauter werden!"
80 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz gibt es kaum noch Überlebende, die von den erlittenen Gräueltaten berichten und vor Wiederholungen warnen können. Umso mehr ist es zu begrüßen, dass sich junge Menschen mit ihren eigenen frischen Beiträgen am Aufrechterhalten des Gedenkens beteiligten. Schülerinnen und Schüler der Alexanderschule Wallenhorst, der Geschwister-Scholl-Oberschule Bad Laer, der Oberschule Belm und der Realschule Georgsmarienhütte gestalteten den Auftakt zur Gedenkfeier mit Theaterszenen, Wort- und Filmbeiträgen sowie Musikstücken. War schon bemerkenswert, was an diesem Nachmittag gezeigt wurde, so beeindruckte umso mehr, was die jungen Menschen bei ihren Vorführungen bewegte. Schüler:innen der Alexanderschule äußerten sich dazu, zum Beispiel Marie, 15: „Es macht mich sehr traurig, was damals passiert ist.“ Vivian, ebenfalls 15, fand die Gedenkveranstaltung insgesamt sehr berührend und war beruhigt, dass so viele Menschen daran teilnahmen. Das Thema beschäftige sie sehr, so etwas (wie der Holocaust) dürfe nie mehr passieren. „Wir sollten noch viel lauter werden!“, forderte sie. Niclas, 17, freute sich, wie die Besucher:innen auf die Präsentationen reagierten. Es sei ein bewegender Tag gewesen. Insgesamt haben alle beteiligten Schüler:innen durch die Recherchen für ihre Beiträge viel gelernt. In vielen ist der Wunsch entstanden, Auschwitz zu besuchen und dort noch mehr über das menschenverachtende NS-System zu erfahren. Schon jetzt arbeiten sie in der Initiative „Bunt/d gegen Hass und Hetze – gemeinsam gegen Antisemitismus und Antiziganismus & für ein couragiertes Miteinander“ mit, die nach dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 an der Alexanderschule entstand.
Es darf keinen Schlussstrich geben
Im Anschluss an ihre Beiträge geleiteten die Jugendlichen die Besucher:innen mit Laternen den Weg zum Mahnmal Augustaschacht hinauf, wo Landrätin Anna Kebschull in ihrer Gedenkrede zu bedenken gab, dass 80 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz kaum noch direktes, persönliches Erinnern möglich sei. Umso wichtiger sei es, den Faden des Erinnerns nicht abreißen zu lassen. Es handele sich nicht um historisch fern liegende Fakten, die ad acta gelegt werden könnten. Es könne ganz im Gegenteil angesichts der aktuellen Lage keinen Schlussstrich geben, solange faschistische Ideologien verbreitet, staatliche Rechtssysteme gekippt oder Ausgrenzung und Diskriminierung praktiziert würden.
Ungewöhnlich eindrückliche Gedenkveranstaltung
Nach Kebschulls eindringlichen Worten verlasen Schüler:innen der vier teilnehmenden Schulen hoch konzentriert die Namen von Opfern des Nationalsozialismus. Anschließend legten Kebschull und Osnabrücks Erster Stadtrat Wolfgang Beckermann, letzterer in Vertretung von Osnabrücks Oberbürgermeisterin Katharina Pötter, einen Kranz für die Opfer des Nationalsozialismus nieder.
Nach der Kranzniederlegung sang Baruch Chauskin, Kantor der Jüdischen Gemeinde Osnabrück, die Totenklage für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus und Mario Franz, Geschäftsführer der Niedersächsischen Beratungsstelle für Sinti und Roma, sprach ein Gebet für die Opfer unter seinem Volk.
Abschließend legten auch zahlreiche Bürger:innen Kränze und Erinnerungszeichen vor dem Mahnmal ab. Damit endete eine ungewöhnlich eindrückliche Gedenkveranstaltung.