Lebendiger Landschaftstag in der Osnabrücker Lagerhalle

Mit über 130 Gästen war der Saal der Osnabrücker Lagerhalle gut gefüllt, als der Landschaftsverbands Osnabrücker Land e. V. (LVO) am 24. Juni seinen alljährlichen Landschaftstag abhielt. Die Vergabe des mit 5.000 Euro dotierten Kulturpreises an den Osnabrücker Verein QueerOS und der Auszeichnung des LVO an Professor Dr. Herbert Zucchi bildeten die beiden Höhepunkte der Veranstaltung.

Verlässliche Partner: LVO und Lagerhalle

Jens Meier, Geschäftsführer der Lagerhalle, begrüßte die Gäste herzlich und würdigte den LVO darüber hinaus als verlässlichen Projektpartner und Unterstützer bei der Kulturarbeit. Auch drückte er seine besondere Freude darüber aus, dass gerade das Kulturzentrum im Herzen Osnabrücks Ort der Kulturpreisverleihung an QueerOS e. V. sei – das älteste noch existierende queere Festival „Gay in May“ sei nämlich in der Lagerhalle entstanden. 

Rückblick

Der Vorstandsvorsitzende und Erste Stadtrat Wolfgang Beckermann betonte anschließend in seiner Begrüßungsrede, dass auch der LVO sich freue, wieder einmal zu Gast in der Lagerhalle zu sein, die zu den Leuchttürmen der Osnabrücker Kulturszene gehöre.

Beckermann blickte dann auf die Arbeit des LVO zurück, der für 40 Jahre prall gefüllter Kulturarbeit stehe: Beratung, Vernetzung, Förderung und nicht zuletzt ein selbstbewusstes „Wir machen Kultur!“. Dazu gehörten weit über 2400 bearbeitete Förderanträge und allein seit dem Jahr 2000 über 50 z. T. mehrjährige Eigenprojekte wie z. B. „COLOSSAL – Kunst Fakt Fiktion“, die Sanierung einer ökologisch wertvollen Trockenmauer, wissenschaftliche Tagungen und partizipative theatrale Schulprojekte. 

Kunstpreis und Auszeichnung

Ausgehend von ins Extreme driftenden Meinungen und gespaltenen Gesellschaften forderte Beckermann auf, widerständig und bunt zu bleiben und sich zu Vielfalt zu bekennen. So setze der LVO mit der Verleihung des diesjährigen Kulturpreises an QueerOS ganz bewusst ein Zeichen, denn bedrückender Weise scheine das Bekenntnis zu Diversität wieder Mut zu erfordern.

Mehr denn je verdiene aber auch gerade angesichts des Klimawandels Gehör, wer sich gegen das stille und doch so klar benennbare Artensterben laut und deutlich engagiere. So sei auch die Auszeichnung an Professor em. Dr. Herbert Zucchi als deutliches Signal zu verstehen.

Dank für Unterstützung und Mitarbeit

Zuletzt wies Beckermann noch auf einige aktuelle Projekte des LVO hin: Gemeinsam mit der Universität Vechta werden derzeit exemplarisch Saalbetriebe digital erschlossen; Säle seien gewissermaßen die Urzellen von „Soziokultur“. Darüber hinaus stehe eine landesgeschichtliche Tagung an: „Preußen und Osnabrück. Eine Beziehungsgeschichte“. Wenig bewusst sei beispielsweise, dass Osnabrück als Teil des Königreichs Hannover 1866 preußisch annektiert worden sei. Im November finde dann nach zehn Jahren wieder in der Lagerhalle das Finale des diesjährigen Band-Contest „Plattsounds“ statt. 
Beckermann beendete seine Worte mit einem herzlichen Dank an das Ministerium für Wissenschaft und Kultur für die Unterstützung und den vertrauensvollen Austausch, an die Landschaftliche Brandkasse in der VGH für ihre jährliche großzügige Spende, an die Mitglieder aller Fachgremien und Arbeitsgruppen des LVO und nicht zuletzt an das Team in der Geschäftsstelle des LVO.

Auszeichnung 2025 des LVO für Professor em. Dr. Herbert Zucchi | Laudatio

Im Anschluss an Beckermanns Grußworte wandte sich Norbert Niedernostheide, Direktor des Museums am Schölerberg in Osnabrück, mit seiner Laudatio für Professor Dr. Herbert Zucchi als Träger der Auszeichnung des LVO an das Publikum. Niedernostheide verriet, dass Zucchi ihn auf einer zoologischen Exkursion im Sommersemester 1988 „endgültig gefangen“ habe, als Zucchi wegen starken Regens von der Zoologie in die Botanik gewechselt sei, ad hoc eine spektakuläre Pflanze nach der anderen bestimmt und ökologische Zusammenhänge erläutert habe. Zucchi sei nach eigener Aussage als Kind in den „Zaubertrank der Natur“ gefallen und sein Leben drehe sich seither um den Schutz von Fauna und Flora. Als logische Folge lehrte er nach seinem Studium zuletzt an der Hochschule Osnabrück Zoologie mit dem Schwerpunkt Tierökologie. Niedernostheide wies abschließend darauf hin, dass Zucchi neben ungezählten Ehrenämtern sein Wissen auch in vielen Publikationen und sogar Lyrikbänden weitergebe. 

Danksagung "mit ein paar gedichteten Worten"

Der LVO würdigte mit der Auszeichnung Herbert Zucchis überaus vielfältigen Einsatz für den Naturschutz, der von Leidenschaft, Geradlinigkeit und enormem Wissen geprägt ist. Vorstandsvorsitzender Beckermann überreichte ein Kunstobjekt von Jakob Bartnik und eine Urkunde. Mit „ein paar gedichteten Worten“ bedankte sich Zucchi für die Auszeichnung: „Auf meiner langen Lebensreise bekam ich manche schönen Preise ... Auf Preise würd‘ ich gern verzichten, würd‘ ich mehr Vielfalt sichten ... trotz allem möcht‘ ich „danke“ sagen.“

Kulturpreis 2025 für QueerOS | Laudatio

Den Kulturpreis des LVO erhielt die junge Kulturinitiative QueerOS, die sich für Diversität und Sichtbarkeit queeren Lebens in und um Osnabrück einsetzt. Madou Klaes, Vorstandsmitglied des Queer-Beirats der Stadt Osnabrück, freute sich sehr über die Wahl des diesjährigen Kulturpreisträgers und über die Ehre, die Laudatio halten zu dürfen für einen Verein, der sich für die Belange queerer Menschen innerhalb des Kulturbetriebes einsetze. Die Begründung für die Preisverleihung habe jedoch auch nachdenkliche Seiten: Was bedeute es eigentlich, wenn ein Verein im Jahr 2025 ausgezeichnet wird, ein Zeichen für Vielfalt zu setzten und Diversität sichtbar zu machen? Wieso sei das heute kein Standard im Kulturbetrieb? Und warum setze man 2025 immer noch den Schwerpunkt auf Sichtbarkeit – gerade zu einer Zeit, in der laut Kriminalstatistik queere Menschen weniger sicher in Deutschland seien als noch vor 20 Jahren? Geschützte Räume auch für den Kulturbetrieb – wie das Bambule35 – seien notwendig. Klaes konstatierte nach weiteren Ausführungen für sich: „Ich möchte keine Bekundungen von Respekt oder Toleranz mehr. Ich setze das von Kulturinstitutionen voraus.“ Die eindrückliche Laudatio mündete in einem herzlichen Dank an die Mitglieder von QueerOS für ihren Einsatz und den dringenden Appell: „Schafft diesen [kulturellen] Raum! Setzt euch für Sicherheit ein! ... Macht Awareness-Arbeit als selbstverständlichen Teil eurer Arbeit!“

Würdigung für Engagement

Der LVO würdigte mit der Vergabe seines mit 5.000 Euro dotierten Kunstpreises das Engagement des Vereins für Diversität und deren Sichtbarkeit. 

Im anschließenden, von LVO-Geschäftsführerin Dr. Susanne Tauss moderierten lebhaften Talk erfuhren die Gäste weitere interessante Details aus der spannenden Arbeit der Preisträger:innen.

Musikalischer Beitrag

Musikalisch zog Juliane Schneider aus Georgsmarienhütte mit ihrem souveränen und zugleich leichtfüßigem Spiel auf der Marimba das Publikum immer wieder in ihren Bann.